Chronik

Karneval in Würm

Prinz Salomon I. 1928 in Würm
Prinz Salomon I. 1928 in Würm

Wie lange in Würm schon Karneval gefeiert wird, ist nicht genau nachzuweisen. Aus mündlichen Überlieferungen wissen wir jedoch, dass in der Gemeinde Würm schon seit eh und je Karneval gefeiert wurde. Wir wissen auch, dass in den Jahren 1928, 1929, 1936 und 1938/39 Umzüge durch die Gemeinde fuhren. Im Jahre 1928 führte Prinz Salomon Herz, unterstützt von der Prinzengarde, die Würmer Narren an.
Bis zum Gründungsjahr 1949 organisierte eine Interessengemeinschaft die „tollen Tage“.
In den Nachkriegsjahren dachte zunächst niemand an Karneval. Man hatte genug mit dem Wiederaufbau zu tun. Der „Cherry-Knolli“ versetzte den Einen oder Anderen zwar in Hochstimmung, aber das hatte nicht unbedingt etwas mit Karneval zu tun.
Als sich dann die Währung stabilisierte, wurde im Jahre 1948 die Interessengemeinschaft wieder aktiv und veranstaltete erstmal wieder eine Kappensitzung. Ende 1948 trat dann die ältere Generation ab und die „jungen Burschen“ übernahmen das Ruder. Bei einem Frühschoppen in der Gaststätte Schultes/Braun wurde Anfang 1949 der Karnevalsverein gegründet. Einer der Gründer war Fritz Bürsgens, der über 40 Jahre die Geschicke des Vereins mitbestimmte.
Ein Name war auch schnell gefunden, „Würmer Wenk“. Diese Worte gebrauchte der frühere Dechant Esser des Öfteren, wenn er in seiner Sonntagspredigt den Unmut über die heranwachsende Jugend verkündete.
Nachdem nun der Verein gegründet war und man auch schon einen Prinzen (Dr. Wolfram Ottenat) gefunden hatte, musste man alle geplanten Veranstaltungen absagen, weil Pastor Dohmen gestorben war.
Zum ersten Präsidenten bestimmte man 1949 den Routinier Hermann Lentzen, der hauptsächlich die schriftlichen Angelegenheiten des Vereins regelte. Einen Vorstand gab es nicht. Man richtet sich noch viele Jahre nach dem Motto: „Wer am Meisten arbeitet, der hat auch das meiste Sagen.“

 

Wie kam man zu dem Wildschwein-Maskottchen?

Durch den Vereinsausflug 1950 an die Ahr, kam die Wildsau zu Wappenehren
Durch den Vereinsausflug 1950 an die Ahr, kam die Wildsau zu Wappenehren

Überschüsse wurden in den ersten Jahren sofort verjubelt. Für alljährliche Fahrten zur Ahr oder für Kameradschaftsabende wurde meist der gesamte Kassenbestand geopfert, so dass man die neue Session wieder mit 0,00 DM begann.
Am Sonntag, den 9. Juli 1950 war man wieder auf einer solchen Fahrt zur Ahr. Die Frauen und Bräute hatten man vorsichtshalber zu Hause gelassen. Im Autobus herrschte bereits frühmorgens ausgelassene Stimmung und bereits nach einer Stunde gab es das erste Opfer. Ein Hahn war unter die Räder des Busses geraten. In Altenahr angekommen, nahm ein sehr vergnüglicher Tag seinen Lauf. Spätabends landete man schließlich in Köln.
Auf der Rückfahrt geschah es dann:
Eine Wildschweinmutter überquerte völlig verkehrswidrig die Straße und geriet unter den Bus. Die Folge des Unfalls, die Sau war mausetot. Man beschloss, das Tier mitzunehmen um es der Volksernährung zu erhalten. In Würm angekommen, wetzte man in aller Eile die Messer und zerlegte das Schwein sorgfältig in seine Einzelteile.
Kurz bevor man sich zu Tisch setzte, um den Verkehrssünder zu verspeisen, meldete sich der Jagdpächter und nahm den Karnevalisten das Fleisch und die schwere Arbeit des Essens ab.
– Genügend Fleisch für ein Gulasch-Essen hatte man jedoch noch verstecken können. –
Die Leute vom „Würmer Wenk“ entschädigten sich dafür , indem man einen Demonstrationszug durch den Ort veranstaltete. Außerdem hatte man natürlich wieder Material für die nächste Session.
Es entstanden die „Ballade von der wilden Sau“ und der neue Schlager „An der Ahr und am Rhein …“

 

Das erste Prinzenpaar der KG „Würmer Wenk“

Das erste Prinzenpaar der KG 1970 Prinz Heinrich I. und Ihre Lieblichkeit Anneliese I.
Das erste Prinzenpaar der KG 1970
Prinz Heinrich I. und Ihre Lieblichkeit Anneliese I.

Nach mehr als 30 Jahre ohne Prinz entschloss man sich für die Session 1970 ein Prinzenpaar zu proklamieren. Die Männer um Fritz Bürsgens beschlossen, dass die Wahl des Prinzen bis zur Proklamation geheim gehalten werden soll. Deshalb sollte nur eine Person alljährlich einen Prinzen suchen, Fritz Bürsgens. Noch heute wird das Prinzenpaar der KG „Würmer Wenk“ nur von zwei Personen gesucht, dem Präsidenten und seinem Stellvertreter. Auch heute gibt es beim Prinzenraten meist nur wenige richtige Tipps.
Am 11.11.1969 stand Fritz Bürsgens dann vor der Tür von Heinrich und Anneliese Kreutz aus Müllendorf, um ihnen das Amt des Prinzenpaares anzutragen. Als eingefleischte Karnevalisten brauchten sie nicht lange ehe sie zustimmten. Und schon wenige Tage später wurden sie als Prinz Heinrich I. und Ihre Lieblichkeit Anneliese I. (Bild rechts) proklamiert.

 

Fanfarencorps „Rote Funken“

PauliScaer-Aufzug
Chris Pauli und seine „Mannen“ 1991 in Scaër

Zehn Jahre nach Gründung des Würmer Wenk, im Jahre 1959 saß man wieder in der Gaststätte Schultes/Braun beim Frühschoppen. Hier entschlossen sich 7 KG-Mitglieder dazu, ein eigenes Musikcorps als Unterabteilung der KG Würmer Wenk zu gründen, die „Roten Funken“. Die 7 Gründungsmitglieder finanzierten die ersten Instrumente und trommelten noch 6 Fanfarenbläser zusammen, die in den ersten beiden Jahren noch zusammen mit dem Jugendmusikcorps Würm unter der Leitung von Rektor Josef Kratz probten. Kein Wunder, denn die meisten waren ohnehin auch Mitglied des Musikcorps. Nach Heinz Prickartz aus Müllendorf und Albert Dreißen aus Flahstraß übernahm Christian Pauli aus Leiffarth 1961 die Leitung des Corps, bis er mit über 80 Jahren gesundheitsbedingt abdanken musste. Leider ist Christian Pauli mittlerweile verstorben. Er wird jedoch als Ehren-Corpsführer unvergessen bleiben. Aktuell ist Guido Küppers Corpsführer bei den Roten Funken.

Die ersten Uniformjacken schaffte man 1960 an, die man 1971 durch die heute noch aktuelle Husarenuniform „Rot-Weiß“ ersetzte.
Zu den „Roten Funken“ gehörte aber auch ein Funkenmariechen, welches man in Käthe Heuter (von Wirth) fand.

Heute ist das Fanfarencorps „Rote Funken“ der KG Würmer Wenk weit über die Stadt- und Kreisgrenzen hinaus bekannt. Ob durch diverse Bühnenauftritte, z.B. in Geilenkirchen, Barmen, Wegberg und Eschweiler oder durch die Karnevalsumzüge in Würm, Porselen, Ratheim und Köln-Pulheim.
Im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen der Stadt Geilenkirchen und der bretonischen Stadt Quimperlé nahmen die Roten Funken im Jahr 1986 Kontakt zum Akkordeon-Club von Quimperlé auf. Die Begeisterung auf beiden Seiten kannte kein Ende und so kam man sich näher. Die Freundschaft wurde im nächsten Jahr bei einem Gegenbesuch in der Bretagne ausgebaut. Leider brach der Akkordeon-Club im darauf folgenden Jahr durch eine schwere Krankheit des Vorsitzenden auseinander. Kurz entschlossen fuhr Corpsleiter Christian Pauli mit zwei Mitgliedern der Roten Funken im Sommer 1988 für einige Tage nach Scaër, einer Kleinstadt nahe Quimperlé aus der viele Mitglieder des Akkordeon-Clubs stammten. Man sprach über die Zukunft der partnerschaftlichen Beziehungen und wurde vom Karnevalsverein von Scaër im nächsten Jahr zu Pfingsten zum Cavalcade, dem großen Karnevalszug von Scaër eingeladen. Die Roten Funken folgten der Einladung und so stand der Fortsetzung der Freundschaft nichts mehr im Wege. Noch heute fahren die Würmer alle zwei Jahre zu Pfingsten in die Bretagne und in den Jahren dazwischen kommen die Bretonen zum Karneval oder zum Badewannenrennen nach Würm. Die Kraft dieser Freundschaft spiegelt sich auch in vielen privaten Freundschaften wieder. So kamen z.B. im Jahre 2005 vier Bretonen für einen Tag nach Würm, um mit Christian Pauli den 80-sten Geburtstag zu feiern.

 

Die Zukunft eines jeden Vereins ist die Jugend

Tanzgarde des Würmer Wenk im Jahre 1970
Tanzgarde des Würmer Wenk im Jahre 1970

Im Jahre 1958 fanden erste Gespräche zwischen Präsident Fritz Bürsgens und dem damaligen Schulleiter der kath. Volksschule Würm, Josef Kratz, über die Durchführung einer Kindersitzung statt. Für die Session 1959 wurde die erste Kindersitzung geplant. Von nun an gab es für die Schüler nur noch eine Freizeitbeschäftigung. Es wurde gereimt, komponiert und getextet, bis das komplette Programm stand.
Am Rosenmontag, den 9. Februar 1959 war es dann so weit, die erste Kindersitzung des „Würmer Wenk“. Die musikalische Begleitung übernahm die „Musikgruppe der kath. Pfarrjugend Würm“ unter der Leitung von Josef Kratz.
Für die erste Kindersitzung schrieb Schulleiter Josef Kratz das Lied „Würmer Wenk kennt jedes Kenk …“
Diese Lied lernen die Kinder des Würmer Kindergartens noch bis zum heutigen Tag.
Mit dem ersten Prinzenpaar im Jahre 1970 brauchte man natürlich auch eine Prinzengarde. Die Bemühungen trugen schließlich Früchte und die neue Prinzengarde hatte ihren ersten Auftritt bei der Prinzenproklamation 1970. Mit Angela Wählen suchten sich die ersten Aktiven der Tanzgarde eine fachkundige Ausbilderin selber aus. Sie übte dieses Amt viele Jahre aus. Die ersten Kostüme wurden mehr als fachgerecht von der Prinzessin des Jahres 1970, Anneliese Kreutz, angefertigt.
Seitdem legt man beim Würmer Wenk sehr viel Wert auf eine ordentliche Jugendarbeit. So konnte man in der Session 2004/2005 drei Garden, zwei Tanzmariechen, ein Tanzpaar und eine Showtanzgruppe präsentieren. Der Tänzer und die Tänzerinnen, ca. 60 Kinder, werden betreut von zwei professionellen Trainerinnen und zwei ehrenamtlichen Betreuerinnen. Heute stellt die Jugendabteilung 1/3 der Mitglieder der KG „Würmer Wenk“ dar.

 

Badewannenrennen auf der Wurm

Badewannenrennen 2006
Badewannenrennen 2006

Seitdem die KG Würmer Wenk das Badewannenrennen im Jahre 2000 zum ersten Mal veranstaltete, strömen von Jahr mehr Zuschauer an die Wurm zwischen Müllendorf und Klein Siersdorf.
Bei der ersten Veranstaltung kamen bei regnerischem, trübem Wetter ca. 2500 Zuschauer. In den Jahren danach spielte dann auch noch das Wetter mit, so dass die Schätzungen inzwischen bei 7000 – 10000 Zuschauern liegen. Es sind auf jeden Fall so viele, dass man sie nicht zählen kann.
Der WDR schrieb auf seiner Homepage: „Karneval im Sommer – das gibt es nur beim
Würmer Wenk.“ Wenn die Bunt kostümierten Freizeitkapitäne mit ihren umgebauten Badewannen in die „Fluten“ der Wurm stürzen, dann herrscht bei den Akteuren so wie bei den schadenfrohen Zuschauern eine Stimmung wie zur Karnevalszeit.
Nach dem Motto „Badengehen ausdrücklich erwünscht – Platzierung absolut zweitrangig – Was zählt ist der Fun-Faktor“ versuchen die Teilnehmer zumindest das Ziel zu erreichen. Hier wird die Zeit genommen, aber nicht die ersten drei oder gar die ersten fünf werden ausgezeichnet. Nein, beim anschließenden Burgfest am „Haus Honsdorf“ werden, ganz nach karnevalistischen Geist, neben dem 1. noch der 11., der 22., der 33. usw. geehrt.
Bei diesen Massen von Zuschauern kann man sich vorstellen, dass an diesem Tag, dem letzen Samstag vor den Sommerferien, der gesamte Würmer Wenk auf den Beinen ist, die Einen beim Badewannenrennen und die Anderen beim anschließenden Burgfest und manche auch bei beiden Veranstaltungen. Doch ohne die Unterstützung von THW, DLRG und dem Malteser Hilfsdienst wäre die Veranstaltung nicht denkbar. Hierfür an dieser Stelle herzlichen Dank!